Zwischen Vertrauen und Grenzerfahrung: Arbeiten mit schwer erreichbaren Jugendlichen
Shownotes
Wenn Kinder und Jugendliche durch ihr herausforderndes Verhalten immer wieder an Grenzen stossen – in Schulen, Heimen oder Pflegefamilien – werden sie in Deutschland oft als «Systemsprenger» bezeichnet. Viele von ihnen haben schwere Traumata erlebt und durchlaufen eine Odyssee durch verschiedene Einrichtungen, bis schliesslich nur noch eine Form der Hilfe bleibt: die intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung nach § 35 SGB VIII, auch Flexible Einzelfallbetreuung oder kurz «Flex» genannt.
In dieser Episode unseres Podcasts begegnen sich drei Generationen von Sozialarbeitenden, die alle Erfahrungen mit der Flex gesammelt haben:
- Tim Tausendfreund, ZHAW-Dozent und -Forscher, absolvierte in der Jugendhilfe im Jahr 2001 sein erstes Praktikum beim SME e. V. in Hamburg.
- Michael Merfort arbeitet dort seit über 35 Jahren und gehört zu den Pionieren dieser besonderen Betreuungsform.
- Ursina Salzgeber sammelte nach ihrem Bachelorstudium an der ZHAW Praxiserfahrungen in derselben Einrichtung.
Ein Gespräch über Theorie und Praxis, Beziehungsgestaltung unter extremen Bedingungen – und warum manchmal eine Zigarette der Anfang einer tragfähigen Beziehung sein kann.
Für alle, die sich ins Thema Flex vertiefen wollen:
- «Systemsprenger» (Regie: Nora Fingscheidt, 2019) ist ein intensives Drama über ein Kind, das durch alle Raster fällt. Weitere Informationen und Bonusmaterial: https://www.systemsprenger-film.de
- Günder, R. & Nowacki, K. (Lambertus-Verlag, 2020): «Praxis und Methoden der Heimerziehung Entwicklungen, Veränderungen und Perspektiven der stationären Erziehungshilfe», Kapitel 11 («Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung»).
- Ursina Salzgeber berichtet über ihr Praktikum am SME Jugendhilfezentrum im Magazin «sozial» (https://doi.org/10.21256/zhaw-30005)
- Informationen zum Verein Stadteilbezogene Milieunahe Erziehungshilfen (SME) unter www.sme-jugendhilfezentrum.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Tim Tausendfreund: Auch Angebote der Kinder- und Jugendhilfe stossen an ihre Grenzen.
00:00:04: Tim Tausendfreund: Was kann man tun, wenn Standardangebote nicht greifen oder wenn die Probleme so gravierend sind, dass es ein intensives Angebot auch langfristig braucht?
00:00:11: Tim Tausendfreund: Die flexible Einzelfallbetreuung ist eine Hilfeform, die hierauf eine Antwort bieten will.
00:00:16: Tim Tausendfreund: Ich bin Tim Tausendfreund und arbeite als Dozent am Institut für Kindheit, Jugend und Familie an der ZHW Soziale Arbeit.
00:00:23: Tim Tausendfreund: Kennengelernt habe ich die flexible Einzelfallbetreuung, um die es in dieser Podcast-Episode geht, als ganz junger Sozialarbeiter in Hamburg, wo ich aufgewachsen bin.
00:00:32: Tim Tausendfreund: Weil ich so viel von der Flex gelernt habe, so nennt man sie umgangssprachlich, und weil unsere Studierenden auch heute noch davon lernen können, nehme ich euch mit in die norddeutsche Hafenstadt.
00:00:42: Tim Tausendfreund: Dort habe ich mich mit zwei Menschen zum Gespräch getroffen.
00:00:45: Tim Tausendfreund: Mit Michael Merfort, der vor über 35 Jahren bei der Entstehung der flexiblen Einzelfallbetreuung dabei war und sie seither praktiziert.
00:00:53: Tim Tausendfreund: Und mit dabei war auch Ursina Salzgeber, die an der ZHAW ihren Bachelor in Sozialer Arbeit machte und im Frühling 2023 als Studentin im Jugendhilfezentrum bei Michael am Praktikum machte und jetzt dort arbeitet.
00:01:06: Tim Tausendfreund: Dieses Zentrum heisst SME.
00:01:08: Tim Tausendfreund: Das steht für stadtteilbezogene, milieunahe Erziehungshilfen.
00:01:20: Jingle: Sozial.
00:01:21: Jingle: Ein Podcast der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften.
00:01:24: Jingle: Zum Nachdenken und Handeln in sozialer Arbeit.
00:01:33: Tim Tausendfreund: Ursina, erzähl doch mal kurz, wer du bist und wie du darauf gekommen bist, nach Hamburg zu ziehen und dich mit der intensivsten Form der Kinder- und Jugendhilfe auseinanderzusetzen.
00:01:44: Tim Tausendfreund: Wenn du nochmal zurückdenkst, was hat dich denn dann da so überzeugt?
00:01:47: Tim Tausendfreund: Was hat dich so abgeholt?
00:01:48: Tim Tausendfreund: Warum hast du gedacht,
00:01:49: Tim Tausendfreund: hey, das ist so einzigartig, gibt es das in der Schweiz nicht?
00:01:53: Ursina Salzgeber: Ich finde es nach wie vor sehr schwer, in Worte zu fassen.
00:01:57: Ursina Salzgeber: Und für mich hat es tatsächlich ganz stark mit Struktur auch zu tun.
00:02:02: Ursina Salzgeber: Es war ja nicht immer ganz so, aber das hat sich so langsam entwickelt auch.
00:02:07: Ursina Salzgeber: Und die Struktur ist einerseits, gibt es in Rahmen eine Sicherheit, aber sie ist auch eben flexibel oder dehnbar.
00:02:13: Tim Tausendfreund: Schreib doch mal ganz kurz, weil die Hörenden, die kennen ja das SME noch nicht.
00:02:17: Ursina Salzgeber: Einerseits ist es dieses
00:02:19: Ursina Salzgeber: individuell biografisch arbeiten mit den jungen Menschen.
00:02:25: Ursina Salzgeber: Und dann aber die Gruppenangebote, das soziale Lernen und das alles innerhalb des Sozialraums, den auch die BetreuerInnen gut kennen.
00:02:36: Ursina Salzgeber: Da gibt es ja dann ganz viele Wechselwirkungen.
00:02:39: Ursina Salzgeber: Und ich habe das selber erlebt.
00:02:41: Ursina Salzgeber: Ich habe auf St.
00:02:41: Ursina Salzgeber: Pauli gewohnt, das ist ja auch um die Ecke so.
00:02:44: Ursina Salzgeber: Ich fand mich auch relativ schnell zurecht.
00:02:46: Ursina Salzgeber: Ich habe versucht zu verstehen auch,
00:02:48: Ursina Salzgeber: die Bezugsjugendlichen, die ich hatte.
00:02:50: Ursina Salzgeber: Wie bewegen sich die?
00:02:52: Ursina Salzgeber: Wo sind die?
00:02:53: Ursina Salzgeber: Ich war bei dir in der Vorlesung.
00:02:55: Ursina Salzgeber: Wir hatten darüber geredet, die Lebenswertorientierung ist für mich so ganz konkret geworden.
00:03:01: Ursina Salzgeber: Durch SME, da habe ich es verstanden.
00:03:04: Ursina Salzgeber: Wie bewegen sich die?
00:03:05: Ursina Salzgeber: Wo?
00:03:06: Ursina Salzgeber: In welchen Beziehungen stehen die?
00:03:08: Ursina Salzgeber: Was brauchen sie?
00:03:12: Ursina Salzgeber: Ich glaube, mit diesem Wissen
00:03:14: Ursina Salzgeber: Ist das viel einfacher, dann auch anzusetzen oder Angebote zu machen?
00:03:18: Tim Tausendfreund: Ich erinnere mich noch damals, als ich mein Praktikum angefangen habe, mein erstes Bewerbungsgespräch hat damals im SME an einem Montagnachmittag stattgefunden, wo ich dann mit der damaligen Leiterin
00:03:31: Tim Tausendfreund: mein Gespräch geführt habe und dann bin ich danach in diese sehr bunte Situation des Abendessens gekommen, wo eigentlich immer ein Betreuender mit einem Jugendlichen zusammen gekocht hat und da war richtig Leben in der Bude.
00:03:46: Tim Tausendfreund: Also ich erinnere mich zurück, das waren so 15 Jugendliche, die da
00:03:51: Tim Tausendfreund: waren Ehemalige auch mit dabei, es waren Betreuende mit dabei.
00:03:55: Tim Tausendfreund: Man hat eigentlich die Betreuenden von den Jugendlichen eher durch die grauen Haare vielleicht noch gerade mal erkannt.
00:04:03: Tim Tausendfreund: Aber es war sozusagen ziemlich auf Augenhöhe.
00:04:05: Tim Tausendfreund: Man hat miteinander gegessen, es war auch bunt gemischt.
00:04:08: Tim Tausendfreund: Es war nicht irgendwie, dass man sagen konnte, da gibt es eine deutliche Hierarchie in dem Ganzen.
00:04:13: Ursina Salzgeber: Was viele junge Menschen in diesem Setting eben nicht erlebt haben bis dahin, was das auch nur das Angebot an sich
00:04:21: Ursina Salzgeber: was das schon ausmachen kann, wenn das nur schon existiert.
00:04:24: Ursina Salzgeber: Wenn Michi beispielsweise seinen berühmten Gulasch gekocht hat und dann kommt niemand, ist das dann vielleicht nicht so befriedigend, aber das Angebot wirklich an sich, das schon so viel ausmacht auch.
00:04:37: Michael Merfort: Bei mir kommen sie eigentlich in der Regel immer.
00:04:39: Tim Tausendfreund: Es gibt auch andere Situationen, wo man dann kocht und keiner kommt.
00:04:42: Ursina Salzgeber: Aber es ist ja auch ein wirklich gutes Goulasch, muss man sagen.
00:04:45: Tim Tausendfreund: Naja, und das Gulasch hinaus, das steht natürlich auch für ein Angebot der sozialen Arbeit zumindest.
00:04:49: Tim Tausendfreund: Das ist ein Angebot, was seit 35 Jahren existiert, das am Montagabend eigentlich mit und für Jugendliche gekocht wird.
00:04:56: Tim Tausendfreund: Und das ist eigentlich eine offene Küche.
00:04:58: Tim Tausendfreund: Also da können ehemalige Jugendliche vorbeikommen oder man kann auch mal einen Freund mitbringen von Jugendlichen, die in schwierigen Situationen sind.
00:05:04: Tim Tausendfreund: Und was mir damals so eingefahren ist, das war auch ein Jugendlicher, den du Michi begleitet hattest.
00:05:10: Tim Tausendfreund: die dann vorbeikamen, auch noch vielen Jahren, um mal Hallo zu sagen, um mal zu gucken, wie es denn geht, entweder den Erziehenden oder auch mal eine Frage zu stellen oder mal einen Computer zu nutzen.
00:05:21: Tim Tausendfreund: Und wir haben heutzutage so viel, zumindest in der Schweiz, auch strukturierte Nachsorgeprogramme.
00:05:27: Tim Tausendfreund: Und diese Idee aber zu haben, ein offenes Angebot zu haben, man weiß, das existiert, das gibt es seit 35 Jahren an einem Montag, das hat sozusagen eine Kontinuität, dahin kommen zu können.
00:05:36: Tim Tausendfreund: Und da jemanden zu treffen oder vielleicht seinen alten Betreuer zu treffen und mal fragen zu, hey, wie geht es denn dem, was macht denn der jetzt oder den Jugendlichen, um sich darüber austauschen zu können, das hat für mich einen großen Wert gehabt und symbolisiert eigentlich diese strukturierte Offenheit.
00:05:51: Tim Tausendfreund: Was ich mich gefragt habe und was ich gerne mit euch nochmal diskutieren würde.
00:05:55: Tim Tausendfreund: Die flexible Einzelfallbetreuung, die versucht ja da anzusetzen, wo alle anderen an ihre Grenzen kommen, alle anderen Hilfeformen.
00:06:01: Tim Tausendfreund: Sie ist teuer, weil sie ist intensiv.
00:06:04: Tim Tausendfreund: Sie setzt sehr stark auf eine Einzelbegleitung auch.
00:06:07: Tim Tausendfreund: Aber wie kann man das denn lernen?
00:06:09: Tim Tausendfreund: Lernt man das im Studium oder lernt man das in der Praxis oder ist es beides?
00:06:13: Tim Tausendfreund: Oder was braucht es eigentlich, um da ein gutes Angebot zu machen?
00:06:17: Michael Merfort: Ich habe das soziale Wesen letztendlich am Ende tatsächlich studiert.
00:06:24: Michael Merfort: Und habe praktisch aber erst zehn Jahre, nachdem ich schon angefangen habe zu arbeiten, praktisch meinen Job zum Beruf gemacht, indem ich dann nämlich die soziale Arbeit studiert habe.
00:06:36: Michael Merfort: Ich war letztendlich nicht wirklich orientiert in die Zukunft, sondern dass ich einfach gejobbt habe, um mich über Wasser zu halten.
00:06:46: Michael Merfort: Und bin dann im Kneipenwesen untergekommen.
00:06:49: Michael Merfort: Und eines Tages kam ein Kumpel von mir in die Kneipe und hatte einen Jugendlichen dabei.
00:06:54: Michael Merfort: Er wäre gerade aus einer Krisenintervention zurückgekommen.
00:06:58: Michael Merfort: Und das fand ich soweit interessant, dass ich mich dann dazu durchrang und gefragt habe, wenn ihr da noch einen braucht, dann sagt mir doch mal bitte Bescheid.
00:07:07: Michael Merfort: Und dann hatte ich zwei Tage später einen Anruf von dem damaligen Chef.
00:07:10: Michael Merfort: Das führte dann zu einem 20-minütigen Gespräch, aus dem hervorging, dass ich den Job jetzt annehmen kann.
00:07:17: Michael Merfort: Es war eine Zeit im September, Oktober 1989, die mit Hausbesetzung und sowas einherging.
00:07:25: Michael Merfort: Und die Frage eigentlich im Raum stand, ob ich...
00:07:28: Michael Merfort: Berührungsängste hätte den Hausbesetzern gegenüber und die konnte ich natürlich logischerweise auch verneinen, weil ich letztendlich ja auch Hausbesetzer war, zu dem Zeitpunkt zumindest in tiefer Solidarität mit denen stand.
00:07:41: Michael Merfort: Und ja, dann haben wir den Handschlag, den Hamburger Handschlag als Vertrag durchgeführt und seitdem bin ich da praktisch jetzt fest angestellt, seit 1989.
00:07:54: Michael Merfort: Und ich habe keinen schriftlichen Vertrag, aber das ist auch nicht notwendig.
00:07:57: Michael Merfort: Ja, und dann hatte ich meine erste Jugendliche, die, wie soll ich sagen, die ich dann praktisch mit einem Rollwagen von, nicht von Ikea, das gab es auch nicht, von Penny mit ihren Sachen samt Hab und Gut und sowas dann in die vermeintliche Übergangswohnung transportiert habe.
00:08:16: Tim Tausendfreund: Das ist ja heutzutage nur schwer vorzustellen, also so wie das damals vonstatten ging, wenn nicht.
00:08:21: Tim Tausendfreund: Das zusammenfasst, dann hast du in einer Kneipe gearbeitet und bist darüber dann eigentlich durch deine Solidarität mit der Häuserbesetzer-Szene in die Jugendhilfe eingestiegen.
00:08:31: Tim Tausendfreund: Woher wusstest du denn damals, dass du das kannst oder dass du das machen willst?
00:08:35: Michael Merfort: Ich hatte ja zu dem Zeitpunkt, also zwei Tage vorher schon angefangen, auch in der Hafenstraße zu wohnen.
00:08:40: Michael Merfort: Das war ein großes besetztes Haus in Hamburg, das Gott sei Dank immer noch existiert aufgrund dieser Besetzung.
00:08:47: Michael Merfort: Und da hatten wir auch schon Kontakt zu Jugendlichen, die Schwierigkeiten zu Hause hatten, die 13-, 14-, 15-jährig bei uns Zuflucht suchten.
00:08:59: Michael Merfort: Und die haben sich dann mehrfach an mich gewendet, von sich aus.
00:09:04: Michael Merfort: Und ich habe natürlich auch darauf reagiert und habe versucht, denen eine Hilfestellung anzubieten.
00:09:09: Michael Merfort: Bis zu dem, dass wir dann gesagt haben, wir suchen uns einen neutralen Raum und versuchen mit einem oder beiden Elternteilen uns zu treffen.
00:09:19: Michael Merfort: was dann auch tatsächlich gelang.
00:09:21: Michael Merfort: Und jetzt im Nachhinein weiß ich, haben wir da die erste Mediation stattfinden lassen, die es geschafft haben, dass sich beide wieder verständigen konnten.
00:09:30: Michael Merfort: Also die Eltern oder vielleicht ein Teil der Eltern und die Jugendlichen.
00:09:35: Michael Merfort: Und ja, wie soll man das sagen?
00:09:39: Michael Merfort: Ich habe mich da nicht als Sozialarbeiter schon gefühlt.
00:09:41: Michael Merfort: Ich war einfach eher ein Freund und Kumpel und habe bestimmte Erfahrungswerte vermittelt.
00:09:48: Michael Merfort: die mir im Leben wichtig waren.
00:09:49: Tim Tausendfreund: Kannst du mal für die Hörenden, damit man das sich so gut vorstellen kann, wie hat denn so eine Hilfe eigentlich angefangen?
00:09:55: Tim Tausendfreund: Wie sind die Jugendlichen zu euch gekommen?
00:09:57: Tim Tausendfreund: Und wie hat man dann zusammengearbeitet?
00:10:00: Tim Tausendfreund: Und wie wusste man, dass das gut ist, was man tut?
00:10:03: Michael Merfort: Also das ging einfach ganz einfach.
00:10:04: Michael Merfort: Also die Jugendlichen sind aus irgendeinem Heim abgehauen.
00:10:07: Michael Merfort: Dann sind sie in einem besetzten Haus untergekommen.
00:10:10: Michael Merfort: Dann haben sich ältere Hausbesetzer an uns gewandt, also an SME.
00:10:15: Michael Merfort: Das Kinderwohnhaus war Stadtteil bekannt.
00:10:18: Michael Merfort: Und die haben dann den Kontakt hergestellt.
00:10:22: Michael Merfort: Dann wurde im Prinzip gefragt, aus welchem Heim seid ihr?
00:10:26: Michael Merfort: Dann wurde das Heim angerufen.
00:10:28: Michael Merfort: Dann wurde versucht zu klären, ob die Legalisierung stattfinden kann, indem wir sie dann weiter betreuen würden, dann in einem Wohnraum, den wir von der Stadterneuerungsgesellschaft bekommen sollten oder bekommen haben.
00:10:43: Michael Merfort: Und dann wurde das alles legalisiert, letztendlich auch aus finanziellen Gründen, weil die flexible Betreuung günstiger erschienen als die Heimunterbringung.
00:10:53: Tim Tausendfreund: Wenn ich das jetzt mal versucht nachzuvollziehen in der Zeit damals, ihr kriegt sozusagen, ihr habt Jugendliche, die einen Zugang zu euch finden und eine zuweisende Instanz.
00:11:01: Tim Tausendfreund: Du sagst, im Prinzip sind wir Einzelkämpfer gewesen oder wir haben eigentlich die Teamsitzung nicht gehabt, du warst nicht ausgebildet.
00:11:07: Tim Tausendfreund: Was für eine Situation war denn das, dass das Jugendamt oder die zuweisenden Instanz dann denkt, dass das auf jeden Fall besser ist?
00:11:14: Tim Tausendfreund: als alles andere, was wir anbieten können.
00:11:17: Tim Tausendfreund: Irgendwie haben sie euch ja in dieser Situation vertraut.
00:11:21: Tim Tausendfreund: Kannst du das heutzutage noch nachvollziehen?
00:11:23: Tim Tausendfreund: Ist das etwas so, du sagst, das würde ich auch heute noch machen oder das ging nur damals?
00:11:27: Michael Merfort: Eine gute Frage.
00:11:27: Michael Merfort: Ich glaube, das ging nur damals.
00:11:30: Michael Merfort: Man spürte schon die Erleichterung von Seiten des Jugendamtes.
00:11:35: Michael Merfort: Die waren ja total verstreut in ganz Deutschland.
00:11:38: Michael Merfort: In Münster oder in Bayern hatten wir Jugendämter, die zuständig waren.
00:11:44: Michael Merfort: Und die waren heilfroh, dass es auf jeden Fall erst mal uns gab und die wir uns dann auch um deren Jugendliche kümmerten.
00:11:51: Michael Merfort: Und die haben praktisch ja alles mitgemacht, was wir so vorgeschlagen haben.
00:11:54: Tim Tausendfreund: Gut, kommen wir zu dem Angebot von der Flex.
00:11:56: Tim Tausendfreund: Schildern wir doch mal, Michi, so einen typischen Flex-Fall.
00:12:00: Tim Tausendfreund: Was ist so typisch Einzelfallbetreuung?
00:12:02: Michael Merfort: Das Jugendamt ruft unsere Leitung an.
00:12:05: Michael Merfort: Es geht darum, dass sich ein Jugendlicher vorstellt.
00:12:08: Michael Merfort: Das sind dann teilweise zwei, drei Runden, je nachdem, um was es geht.
00:12:14: Michael Merfort: Der Jugendliche oder die Jugendliche ist in der Regel 16, 17, manchmal sogar auch schon 20.
00:12:19: Tim Tausendfreund: Und dann kommt es aus der Sicht der Leitung zu der Vorstellung, welcher Betreuer, welche Betreuerin könnte gut passen.
00:12:29: Michael Merfort: Dann trifft man sich mit dem Jugendlichen, mit der Jugendlichen und führt die ersten Gespräche.
00:12:34: Michael Merfort: Und dann versucht man natürlich logischerweise erst mal über den Einzug und über bestimmte Alltagsmomente.
00:12:43: Michael Merfort: und Fragen, einen Kontakt aufzunehmen, der sich dann dahingehend zeigt, dass man erstmal die Einrichtung, die Wohnung einrichtet, dass dann vielleicht ein Schulprogramm stattfindet oder irgendwie eine Idee von Alltagsstruktur, die schon mitgebracht ist oder noch nicht vorhanden ist.
00:13:00: Michael Merfort: Dann versucht man, was möglich ist, ob es ein Praktikum ist, ob es einen Bezug gibt, vielleicht eventuell zur Agentur für Arbeit, damit letztendlich, ja, eine Gestaltung stattfindet in jeder Hinsicht, also rein alltagsstrukturell.
00:13:17: Michael Merfort: Und wenn es dann so weit kommt, dann natürlich auch die psychosoziale Unterstützung hinsichtlich dessen, dass man sich anbietet als Zuhörer und auch als Mensch, der auch mit Lösungen betraut oder vertraut ist, die angebracht sein könnten.
00:13:41: Michael Merfort: Ja, und so baut man langsam oder sicher dann vielleicht eine Beziehung auf, wenn sie dann möglich ist, zumindest erstmal eine Arbeitsbeziehung, die sich dann so gestaltet, wie soll man das jetzt allgemein beschreiben?
00:13:59: Michael Merfort: So zumindest im Sinne des Jugendlichen, also es muss gar nicht in meinem Sinne stattfinden, sondern wenn der Jugendliche meint, er muss bestimmte Sachen für sich erleben,
00:14:09: Michael Merfort: die für mich aber nachvollziehbar sind, weil die begründet sind, dann gehe ich das mit.
00:14:13: Michael Merfort: Auch wenn ich das vielleicht nicht so tun würde oder machen würde oder wenn ich andere Vorstellungen hätte.
00:14:16: Michael Merfort: Und wir haben natürlich auch als Team in dem Sinne in gewisser Form den Jugendlichen gegenüber eine gemeinsame Haltung.
00:14:24: Michael Merfort: Aber die ist letztendlich im individuellen Setting ist sie auch immer wieder, ja, sie wird nicht in Frage gestellt, aber es gibt eine individuelle Gestaltung der Betreuung, auch trotz alledem.
00:14:37: Michael Merfort: wie man das jetzt lernt.
00:14:39: Michael Merfort: Also wir haben ja so ein Konzept zur Einarbeitung.
00:14:42: Michael Merfort: Da geht es erstmal rein logistisch um, was weiß ich, wie man den Computer bedient, wo die ganzen Daten verbandelt sind, wo die Ordner stehen und so ein Tüdelüt.
00:14:53: Michael Merfort: Damit fängt das ja auch schon an.
00:14:55: Michael Merfort: Dann gibt es für die ersten 100 Tage oder für das erste halbe Jahr eine Begleitung, also einen Ansprechpartner für denjenigen, der neu anfängt oder die neu anfängt.
00:15:08: Michael Merfort: Und ich habe das bisher auch in dem Sinne noch nie erlebt, dass wir dann gesagt haben, wann ist denn die Einführungszeit zu Ende?
00:15:18: Michael Merfort: Ein halbes Jahr, ne?
00:15:20: Ursina Salzgeber: Ein halbes Jahr, ja.
00:15:20: Michael Merfort: Ne, den wollen wir nicht.
00:15:22: Michael Merfort: Das ist von vornherein schon so ausgestaltet gewesen, auch mit Gesprächen, auch mit einer kleinen Abordnung aus unserem Team, dass man gesagt hat, also die passt genau rein, die bringt genau das und das mit oder der, was wir noch nicht so bedienen können.
00:15:38: Michael Merfort: Und das ist dann praktisch, das ist dann, das greift so ineinander wie so ein Zahnrad, finde ich.
00:15:43: Tim Tausendfreund: Das ist eigentlich ähnlich so ein bisschen wie die Begleitungsform auch eigentlich, also beziehungsweise wie die flexible Einzelfallbegleitung, sich stark darüber ausgestaltet, über den Weg, den man gemeinsam geht, sozusagen in der Begleitung mit den Jugendlichen, so ähnlich ist das eigentlich auch bei der Einarbeitung von den Mitarbeitenden.
00:16:00: Michael Merfort: Ja genau, sowohl als auch Partizipation ist das Erste und das Wichtigste im Verlauf.
00:16:06: Tim Tausendfreund: Ursina, wie hast du denn das erlebt?
00:16:08: Tim Tausendfreund: Hast du das Gefühl, hier bringt mir das jemand bei oder hast du das Gefühl, ich kann das schon, ich mache das jetzt?
00:16:15: Ursina Salzgeber: Ich denke, man kann das zum Teil lernen.
00:16:18: Ursina Salzgeber: Also eben, ich hatte so einen Steileinstieg und ich musste mich ja da durchkämpfen mit neuer Ausgestaltung der Gesetze.
00:16:27: Ursina Salzgeber: Einfach ganz grundsätzlich, es war ja alles neu für mich, das ist ja in der Schweiz ganz anders auch.
00:16:31: Ursina Salzgeber: Aber ich durfte auch relativ schnell dann Jugendliche als Bezugsperson begleiten, was ich mir auch gewünscht habe.
00:16:39: Ursina Salzgeber: Also für mich war das wirklich so ein Learning by Doing, aber es war schon vieles parallel auch.
00:16:43: Ursina Salzgeber: Und ich denke, man muss das auch ein bisschen mögen, weil da passieren so viele Dinge irgendwie gleichzeitig.
00:16:51: Ursina Salzgeber: Und dann hat man Austausch mit dem Team.
00:16:54: Ursina Salzgeber: Man arbeitet sehr stark, auch selbstorganisiert.
00:16:58: Ursina Salzgeber: Mögen und können nicht alle so.
00:17:00: Ursina Salzgeber: Für mich war das jetzt, also ich fand es ja wirklich super.
00:17:04: Tim Tausendfreund: Aber es ist im Prinzip, es ist ja eigentlich verwunderlich, oder?
00:17:06: Tim Tausendfreund: Es sind Jugendliche in den schwierigsten Situationen ihres Lebens mit einer langen Geschichte, die auch viel Sozialarbeitende kennengelernt haben.
00:17:13: Tim Tausendfreund: Und dann begleitet man sie und das, was einen Unterschied macht und was auch für das Team wichtig ist, ist eine Vielfalt von Personen.
00:17:18: Tim Tausendfreund: Aber letztendlich, womit man arbeitet, ist auch mit seiner Person.
00:17:22: Tim Tausendfreund: Und Michi, du hast das, dich zeichnet das aus, du hast 35 Jahre gemacht, was eine der intensivsten Formen der Jugendhilfe ist in der Begleitung.
00:17:30: Tim Tausendfreund: Ursina, du bist da eingestiegen.
00:17:33: Tim Tausendfreund: Was braucht es denn dafür, damit man das kann?
00:17:35: Michael Merfort: Das Team spielt natürlich auch eine sehr große Rolle.
00:17:39: Michael Merfort: Ich nehme das Team jetzt erst eigentlich im Ansatz wahr, dass wir auch über die Supervision ein Teambuilding organisieren und auch gestalten konnten.
00:17:49: Michael Merfort: Wo ich jetzt denke, ich bin jetzt langsam im Team angekommen, also nach 35 Jahren, muss man sich mal vorstellen.
00:17:55: Tim Tausendfreund: Also man kommt an seine eigenen Grenzen und findet dann seinen eigenen Umgang damit.
00:17:59: Tim Tausendfreund: Ursina, wie siehst du das?
00:18:01: Tim Tausendfreund: Wie kann man sich darauf einlassen, noch so etwas?
00:18:04: Ursina Salzgeber: Ja, ich denke, eben das, was du sagst, Michi, das finde ich, beschreibt schön, was ich auch mit Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung meine.
00:18:12: Ursina Salzgeber: Dass man sich auch selbst fragen, wann brauche ich was vom Team auch.
00:18:20: Ursina Salzgeber: Weil man ja sonst eben oft alleine mit den jungen Menschen unterwegs ist.
00:18:25: Ursina Salzgeber: Der Träger SME ist auch einmalig, das ist ja bei anderen Trägern in Hamburg wahrscheinlich nicht genau so.
00:18:33: Ursina Salzgeber: Das einerseits, aber das andere, und ich meine, das war mir natürlich auch schon in der Schweiz in der Praxis hilfreich, dass ich als Person gemerkt habe, ich bin nahbar, ich bin transparent für die jungen Menschen.
00:18:47: Ursina Salzgeber: Ich interessiere mich für sie, ich anerkenne sie in ihrer Person, die sie sind.
00:18:53: Ursina Salzgeber: Und dort beginnt es halt für mich.
00:18:56: Ursina Salzgeber: Das finde ich auch richtig schön an der Arbeit mit jungen Menschen, weil die dir ja sofort den Spiegel vorhalten und zeigen, hey, ich fühle mich ernst genommen oder nicht.
00:19:07: Ursina Salzgeber: Das ist das eine und das andere auch.
00:19:10: Ursina Salzgeber: Das wird natürlich im Studium auch vermittelt.
00:19:12: Ursina Salzgeber: Aber wirklich das auch zu merken, in ganz vielen Fällen brennt es eben nicht.
00:19:17: Ursina Salzgeber: Und da kann man noch mal kurz durchatmen und sich überlegen, okay, wo sind wir jetzt hier gerade?
00:19:23: Ursina Salzgeber: Was passiert gerade und jetzt?
00:19:26: Ursina Salzgeber: Und nicht, ah, jetzt muss ich schon und irgendwas.
00:19:29: Ursina Salzgeber: Ich glaube, ganz vieles wird auch gut, wenn man einfach viel Ruhe reinbringt.
00:19:33: Tim Tausendfreund: Ich habe, wenn ich dir so zuhöre, muss ich zurückdenken an einen Theoretiker der Sozialen Arbeit, Michael Winkler, der sagt im Prinzip, das Handeln selber ist immer nur Handeln.
00:19:43: Tim Tausendfreund: Es ist nicht nur, weil du jetzt einen Bachelor in sozialer Arbeit hast, dann alles, was du tust, ist dann sozialarbeiterisch.
00:19:48: Tim Tausendfreund: Das wäre ein Trugschluss.
00:19:50: Tim Tausendfreund: Sondern Soziale Arbeit oder sozialpädagogisches Handeln fängt da an, wo man drüber nachdenkt, also in der Reflexion.
00:19:56: Tim Tausendfreund: Das heißt, man handelt mit den Jugendlichen, man ist in seiner Situation und das, was du eigentlich beschreibst, ist aber, dass dieser Moment des Innehaltens und dann das nochmal drüber nachdenkst und das dann einsetzen, wenn es das braucht, dass das eigentlich auch die Sozialpädagogik ausmacht.
00:20:09: Tim Tausendfreund: Es sei denn, es braucht eine Krisenintervention, wo ganz klar ist, wir müssen jetzt unbedingt Jugendlichen da rausholen aus einer bestimmten Situation oder sei es Suizidverhinderung oder alles Mögliche.
00:20:20: Tim Tausendfreund: was dabei eine Rolle spielen kann.
00:20:21: Tim Tausendfreund: Oder dann fackelt man natürlich nicht lang.
00:20:23: Tim Tausendfreund: Aber die Frage ist in den 90 Prozent oder das, was du gesagt hast, in vielen Fällen sozusagen da, darüber nachzudenken, das macht es vielleicht auch sozialpädagogisch.
00:20:30: Tim Tausendfreund: Würdest du das teilen können, die Idee, oder?
00:20:33: Ursina Salzgeber: Das teile ich total mit dir.
00:20:35: Ursina Salzgeber: Gleichzeitig beobachte ich in der Praxis, dass das oft irgendwie eben nicht so gemacht wird.
00:20:41: Ursina Salzgeber: Und ich glaube, das war für mich auch so die Erkenntnis, wow, okay, was hat das für einen direkten Einfluss auch auf meine Arbeit, wenn ich das eben so mache?
00:20:49: Ursina Salzgeber: Und das bringt natürlich Ruhe rein, eben Stichwort Abgrenzung, Selbstschutz, was ich total zentral finde auch.
00:20:57: Michael Merfort: Ja, auf jeden Fall.
00:20:58: Michael Merfort: Das darf man eigentlich nie verkennen.
00:20:59: Michael Merfort: Das ist eigentlich in jeder Situation wichtig, dass man da offen für ist.
00:21:03: Michael Merfort: Ich kann jetzt nicht sagen, ich bin 35 Jahre jetzt dabei, mich haut das nicht mehr um.
00:21:07: Michael Merfort: Das geht nicht.
00:21:08: Michael Merfort: Da würde ich schon einen Fehler machen.
00:21:09: Tim Tausendfreund: Ich glaube, das ist vielleicht auch ein Teil, wenn wir sagen, wir holen in der flexiblen Einzelbetreuung als Losung die Jugendlichen da ab, wo sie stehen und begleiten sie über das, was du beschrieben hast, über den Weg.
00:21:19: Tim Tausendfreund: dann ist das natürlich auch eine Form, wo Sie dann letztendlich sagen können, hey, letztendlich habe ich das geschafft, anstatt sagen zu müssen, das war Einrichtung XY oder Methode Z, was zwar für den Moment trägt, aber was sie nicht in die Zukunft trägt.
00:21:31: Tim Tausendfreund: Das könnte ja sein, dass das vielleicht auch ein Teil ist von dem, was auch die Einzelfallbetreuung auszeichnet.
00:21:37: Tim Tausendfreund: Woran erkennst du denn, oder gibt es überhaupt sowas, dass du das erkennst, wo du einen Einfluss gehabt hast oder wo du sagen würdest, da ist es schon wichtig, dass es uns braucht?
00:21:46: Michael Merfort: Ja, den kriege ich manchmal drei, vier Jahre später erst mit.
00:21:50: Michael Merfort: Denn wenn ich dann höre, Mensch Michi, wenn du nicht lange daran gezogen hättest oder das erwähnt hättest, ich wäre nie drauf gekommen, aber jetzt bin ich drauf gekommen.
00:21:58: Michael Merfort: Oder ja, das ist schon teilweise nicht mal eben eins zu eins abrufbar.
00:22:05: Michael Merfort: Und da bin ich auch dankbar, dass ich noch Kontakt zu Jugendlichen habe, die ich vor 30 Jahren betreut habe.
00:22:10: Michael Merfort: Das ist jeden Tag spannend.
00:22:13: Michael Merfort: Wie gesagt, wenn ich zur Arbeit komme, ich kann nicht sagen, Bürodienst, das und das und das.
00:22:18: Michael Merfort: Ich mache gerade mal knapp.
00:22:19: Michael Merfort: Für die Woche plane ich vielleicht 40 Prozent.
00:22:22: Michael Merfort: Der Rest ergibt sich spontan.
00:22:24: Ursina Salzgeber: Aber ich glaube, das ist genau auch das, was ich so spannend daran finde.
00:22:28: Ursina Salzgeber: Und was ich auch total mag, eben nicht zu wissen, was passiert.
00:22:32: Ursina Salzgeber: Und jede Woche irgendwie wieder neu zu planen und eben so ein Teil, wie du auch sagst, freizulassen und dann einfach zu schauen auch.
00:22:39: Ursina Salzgeber: Und das bedingt natürlich schon auch eine Offenheit.
00:22:43: Ursina Salzgeber: dass ganz unterschiedliche Dinge passieren.
00:22:46: Ursina Salzgeber: Ich denke jetzt auch an die Rufbereitschaft.
00:22:47: Ursina Salzgeber: Ich meine, ruft nachts jemand aus der Nachbarschaft an, weil die Jugendlichen irgendwie zu laut sind oder hat sich jemand ausgesperrt oder will irgendwie was mit dem Internet klären oder was, weiss ich.
00:22:59: Ursina Salzgeber: Du weisst es halt nie.
00:23:00: Tim Tausendfreund: Man weiss eigentlich nie, worauf man sich einlassen muss.
00:23:03: Tim Tausendfreund: Man ist immer auf sich selber zurückgeworfen.
00:23:05: Tim Tausendfreund: Es gibt gar nicht viel Team.
00:23:07: Tim Tausendfreund: Also die Geschichte wäre ja auch möglich zu erzählen.
00:23:10: Tim Tausendfreund: wo man viel mehr auch an seine Grenzen kommt.
00:23:12: Tim Tausendfreund: Habt ihr eine Idee, wo dieser Unterschied liegt?
00:23:16: Tim Tausendfreund: Die erste Frage.
00:23:16: Tim Tausendfreund: Und die zweite Frage ist, welche Rolle spielt dabei allenfalls das Studium oder die Professionalität?
00:23:22: Tim Tausendfreund: Also wo hört sozusagen eigentlich das Offene auf und wo fängt die Struktur und das Systematische an?
00:23:28: Tim Tausendfreund: Habt ihr da eine Idee dazu?
00:23:31: Ursina Salzgeber: Ich denke mir jetzt auf die Ausbildung bezogen im Studium.
00:23:34: Ursina Salzgeber: Da waren wir zuerst sehr theoretisch unterwegs und dann wurde es auch immer konkreter.
00:23:40: Ursina Salzgeber: Und ich denke wirklich, gerade die Lebensweltorientierung, das war für mich das Paradebeispiel.
00:23:46: Ursina Salzgeber: Zuerst im Modul 1, Theorien der Sozialen Arbeit, im Überblick dachte ich mir, interessant, aber weiss ich jetzt auch nicht, was das jetzt genau bedeutet.
00:23:54: Ursina Salzgeber: Dann bei dir wurde es konkreter, auch durch die Erzählungen.
00:23:59: Ursina Salzgeber: Und dann eben im Ausbildungspraktikum bei SME, dann dachte ich mir, ja, das ist es jetzt.
00:24:04: Ursina Salzgeber: Und ich denke, für mich konnte sich dieser Theorie-Praxis-Gap, den man ja wahrscheinlich nie überwinden kann, aber es ist ein bisschen näher zusammengerückt, da ist auch eine Wechselwirkung.
00:24:15: Ursina Salzgeber: Und da ziehe ich, ich ziehe viel auch aus der Theorie.
00:24:19: Ursina Salzgeber: Und für mich ist das irgendwie ein Kreislauf auch.
00:24:21: Ursina Salzgeber: Und ich denke eben, das, was wir ja bis jetzt so ein bisschen angetönt haben immer, aber was ich schon auch zentral finde, sind so die Schutzkonzepte auch.
00:24:32: Ursina Salzgeber: wo ich auch denke, da gibt es auch noch viel Potenzial, dass man eben beide Seiten schützt.
00:24:38: Ursina Salzgeber: Weil ich denke, als alternative Hilfeform viel auch im Einzelsetting, das zeigt ja auch die Geschichte, was da falsch laufen kann und dass das umso wichtiger ist, dann beide Seiten zu schützen auch.
00:24:51: Michael Merfort: Das stimmt, das stimmt.
00:24:52: Michael Merfort: Zumal, wenn man bestimmte Arbeitssituationen jetzt ernst nimmt, was weiss ich, wenn man eine Jugendwohnung jetzt hat,
00:24:59: Michael Merfort: Dann betreust du den Jugendlichen in der Jugendwohnung, nicht nur im Büro, wo alle anderen sind, wo alle anderen mitkriegen, oh, die arbeiten zusammen.
00:25:06: Michael Merfort: Du hast dann zwei, drei, vier Tage, fünf Tage, wo dich niemand arbeiten sieht.
00:25:10: Michael Merfort: Das musst du auch erst mal aushalten.
00:25:11: Michael Merfort: Und das ist auch eine Frage der Konzeption und das, wie du das dann noch vermittelst.
00:25:16: Michael Merfort: Da haben wir ganz große Schwierigkeiten oft, also die Jüngeren zumindest, das so aufrechtzuerhalten.
00:25:22: Michael Merfort: Ohne dass sie ein schlechtes Gewissen bekommen.
00:25:25: Michael Merfort: Deswegen machen viele das eben nicht und versuchen dann bei uns in der Teeküche zu kochen mit den Jugendlichen, weil die Jugendlichen sollen auch mal bekocht werden, also im Einzelfall.
00:25:34: Tim Tausendfreund: Die Frage ist dann sozusagen, aber was schützt dich eigentlich davor?
00:25:37: Tim Tausendfreund: Weil wenn du mit deiner Person arbeitest und etwas schief geht, also du mal eine Jugendliche hast, wo es nicht zu einem Erfolg kommt, sondern vielleicht zu einem tragischen Ende von dieser Hilfeform,
00:25:47: Tim Tausendfreund: dann brauchst du ja irgendetwas, wie du das eigentlich vermitteln kannst und für dich auch einordnen kannst, oder?
00:25:52: Tim Tausendfreund: So wie du sagst, die Jugendliche hat selber Schuld an ihrem Erfolg dabei, oder?
00:26:00: Tim Tausendfreund: Es kann das genau natürlich auch wichtig sein, so eine Theorie oder ein Konzept zu haben, was dir hilft, eigentlich deinen Einfluss zu vermitteln und gleichzeitig aber auch dich oder die Jugendlichen voreinander zu schützen, indem du das im Team besprichst oder eine Idee davon hast.
00:26:12: Tim Tausendfreund: Also Ursina, da würde ich dir nur zustimmen können.
00:26:16: Tim Tausendfreund: Gute Schutzkonzepte und aber auch eine gute Theorie.
00:26:19: Tim Tausendfreund: Theorien, die wir jetzt haben, die haben uns so weit getragen, aber natürlich braucht es vor allem auch eine Idee davon, was schützt die Jugendlichen vor uns, vor sozusagen Fehlverhalten oder Fehleinschätzung, auch vielleicht vor einer zu schnellen Reaktion, vor einer zu langsamen Reaktion.
00:26:35: Tim Tausendfreund: Oder woran können wir das gut erkennen?
00:26:36: Tim Tausendfreund: Was sind Theorien und Konzepte, die daran leiten können?
00:26:39: Ursina Salzgeber: Ja, und umgekehrt finde ich das auch spannend, auch eine Anekdote, als es darum ging, eine Jugendliche zu begleiten.
00:26:47: Ursina Salzgeber: Also das war, wann war das?
00:26:48: Ursina Salzgeber: Im März, glaube ich, Mitte März war ich eineinhalb Monate da.
00:26:53: Ursina Salzgeber: Und dann hat eben die Leitung auch gesagt, so hey, genau, da gibt es eine Jugendliche, da gibt es einen Wechsel, ich könnte mir das aber vorstellen, dass das passt.
00:27:02: Ursina Salzgeber: Und dann gab es dann Kennenlernen und ich weiss noch, ich bin da eben in die Flex, in die Anlaufstelle reingelaufen und die Jugendliche stand da mit der aktuellen Betreuerin und hat dann irgendwie sowas gesagt von, ah, ich glaube, du bist neu hier.
00:27:16: Ursina Salzgeber: Dir zeige ich mal, wie der Laden hier läuft.
00:27:19: Ursina Salzgeber: Und das fand ich auch ganz schön, weil ich da auch gemerkt habe, ja, da können wir ansetzen.
00:27:26: Ursina Salzgeber: Auch dieses Herausfinden, ob es passt.
00:27:29: Ursina Salzgeber: Weil mir dieses Vorlaute, würde man jetzt ja sagen, fand ich richtig gut, weil ich genau wusste, die haut raus, die sagt, wie es ihr geht, das ist gut.
00:27:41: Ursina Salzgeber: Und ich glaube, das funktioniert auch in diese Richtung.
00:27:46: Ursina Salzgeber: Dass wenn es von ihnen her dieser Impuls kommt, dass das dann passt.
00:27:52: Tim Tausendfreund: Ich glaube, das ist vielleicht auch das, wo die Flex wirklich auch versucht, eine Alternative zu etwas zu sein, wie der geschlossenen Unterbringung sozusagen, die eigentlich auf so etwas reagiert mit einem enger geführten Rahmen.
00:28:04: Tim Tausendfreund: Also die versucht, das einzuengen.
00:28:06: Tim Tausendfreund: Während die Flex eigentlich versucht, diesen Moment ist so ein bisschen Jiu Jitsu oder ein bisschen, sie versucht das eigentlich aufzunehmen, die Bewegung von Jugendlichen.
00:28:12: Tim Tausendfreund: Zumindest so habe ich sie damals erlebt.
00:28:14: Tim Tausendfreund: Ich weiß, was mich damals so geärgert hat im Studium, beziehungsweise als ich dann meinen ersten Praktikumstag hatte, da kam ich dann an, ich hatte das Bewerbungsgespräch erfolgreich hinter mich gebracht.
00:28:25: Tim Tausendfreund: Und ich bin da so lang gelaufen, die Anekdote erzähle ich immer gerne in meinem Modul, was ich mitleite.
00:28:32: Tim Tausendfreund: Und ich bin dann nämlich angekommen und im Studium haben sie immer gesagt, die Jugendlichen testen dich dann irgendwann, nach den ersten paar Minuten.
00:28:40: Tim Tausendfreund: Und ich dachte so, okay, ja, also
00:28:42: Tim Tausendfreund: okay, ich bin gespannt, was soll denn das sein?
00:28:45: Tim Tausendfreund: Und zumindest im Studium habe ich nie das Gefühl gehabt, man hat wirklich erklärt, was das denn dann auch sein könnte.
00:28:51: Tim Tausendfreund: Und ich kam dann zum ersten Praktikumstag, wollte in die Flex laufen.
00:28:54: Tim Tausendfreund: Da ist diese riesen Glastür.
00:28:56: Tim Tausendfreund: Und einer von den Jugendlichen, das war auch an einem Tag, wo Teamsitzung war, der saß mit drei, vier anderen vorne im Aufenthaltsraum.
00:29:05: Tim Tausendfreund: Und als ich reinkommen wollte, wurde mir die Tür von ihm zugehalten.
00:29:07: Tim Tausendfreund: Er hat gesehen, ich komme an und er hat die Tür zugehalten.
00:29:10: Tim Tausendfreund: Und ich stand vor der Tür und dachte,
00:29:12: Tim Tausendfreund: Das gibt es doch nicht, dass sie mir schon bevor ich in der Einrichtung bin, eigentlich mich fragen, wer ich denn bin und wie ich auf so eine Situation reagiere.
00:29:20: Tim Tausendfreund: Die Geschichte erzähle ich dann, dafür müsst ihr Soziale Arbeit studieren, bei mir im Modul zu Ende.
00:29:25: Tim Tausendfreund: Aber das Spannende dabei ist eigentlich diese Begegnung und die Herausforderung.
00:29:31: Tim Tausendfreund: Das hat letztendlich dazu geführt, dass wir in der Situation, vielleicht erzähle ich es doch ganz kurz nach dem Hin und Her,
00:29:37: Tim Tausendfreund: Ich eigentlich ziemlich verzweifelt war in dieser Situation, weil ich nicht wusste, muss ich jetzt Hilfe rufen?
00:29:42: Tim Tausendfreund: Dann wusste ich, okay, dann bin ich eigentlich irgendwie pädagogisch bankrott, weil dann brauche ich erstmal alle anderen, bevor ein Jugendlicher sich wieder auf mich einlässt.
00:29:50: Tim Tausendfreund: Und habe dann versucht mit Witzen das aufzulösen, hat nicht geklappt und letztendlich war dann eigentlich die Zigarette die Lösung.
00:29:55: Tim Tausendfreund: Ich habe dann mehr oder weniger aus Verzweiflung gedacht in dieser Situation, hey, wenn ich nicht reinkomme, vielleicht kommt er ja zu mir raus.
00:30:03: Tim Tausendfreund: Ja.
00:30:04: Tim Tausendfreund: Oder?
00:30:05: Tim Tausendfreund: Und das war sozusagen, ich habe die Kippe angeboten und das war vielleicht jetzt die Zigaretten zum zweiten Mal das Beispiel nicht, dass ihr denkt, wir machen hier Zigarettenwerbung.
00:30:12: Tim Tausendfreund: Im Gegenteil, heutzutage wäre es etwas anderes.
00:30:14: Tim Tausendfreund: Aber die Idee oder die Frage ist eigentlich, das einfach mal umzudrehen und den Jugendlichen rauszunehmen.
00:30:19: Tim Tausendfreund: Ich habe mich dann draußen hingesetzt und wir haben zusammen eine Kippe geraucht und sind dann gemeinsam in die Flex gegangen.
00:30:23: Tim Tausendfreund: Und das war eigentlich der Anfang meines Praktikums und auch meines Engagements in der Flex.
00:30:28: Tim Tausendfreund: Und ich glaube, genau die ist eigentlich der Moment von den Jugendlichen auch mit aufnehmen können, um dann in so einer Situation zu begleiten.
00:30:33: Tim Tausendfreund: Das erinnert mich an die Anekdote, die du erzählt hast.
00:30:36: Tim Tausendfreund: Ist vielleicht eines von diesen Geheimnissen in Situationen, wo man an seine Grenzen kommt, einfach die Situation anders denken zu können oder zum Perspektivwechsel zu nehmen und jemanden aus dieser Situation heraus zu begleiten, die für uns beide in dem Moment eigentlich gefährlich war.
00:30:48: Tim Tausendfreund: Er hätte sein Gesicht verlieren können vor all den anderen Jugendlichen, die da sitzen.
00:30:53: Tim Tausendfreund: Ich hätte mein Gesicht verlieren können vor all den anderen Pädagogen und den Jugendlichen zusammen.
00:30:57: Tim Tausendfreund: Und dann auf eine Idee zu kommen, hey, wir brauchen jetzt eine Lösung.
00:30:59: Tim Tausendfreund: Ich habe damals übrigens nicht so reflektiert und pädagogisch darüber nachgedacht, sondern das war ein Reflex oder eine Situation.
00:31:06: Tim Tausendfreund: Aber das ist mir im Nachhinein eigentlich bewusst geworden, wie wichtig das ist, in solchen Situationen zu einer Nicht-Standard-Lösung zu kommen.
00:31:12: Tim Tausendfreund: Und da kann einem eigentlich das Studium und Theorie schon helfen.
00:31:15: Tim Tausendfreund: Aber vor allem in der Situation, wenn man nicht mit der Antwort, weil die Antwort, das kann einem niemand im Studium beibringen, wenn ich euch beibringen möchte, ihr müsst immer Zigaretten dabei haben, damit ihr, oder so, das funktioniert ja nicht.
00:31:26: Tim Tausendfreund: Du kannst keine Standardlösung, sondern du kannst eigentlich nur in dieser Situation jemand beibringen über Theorie, Konzepte, Methoden und auch über ein Thema, wie komme ich in solchen Situationen dazu, in dieser Situation nicht in die Gegenwehr zu gehen, sondern das aufzunehmen, als ein Moment, der pädagogisch wertvoll sein kann.
00:31:43: Michael Merfort: Die Intuition, das ist ja das Entscheidende in vielen Momenten.
00:31:46: Michael Merfort: Das darf man gar nicht unterschätzen.
00:31:48: Michael Merfort: Das war ja das, wovor ich Angst hatte, wenn ich das Studium beginne, dass ich die verliere.
00:31:53: Michael Merfort: Ja, und die Einzelfallbetreuung zeichnet sich ja mit unserer Beziehungsarbeit aus.
00:31:56: Michael Merfort: Aber da ist ja dann der Widerspruch.
00:31:58: Michael Merfort: Wie beschreibst du im wissenschaftlichen Sinne eine Beziehung?
00:32:02: Michael Merfort: Beziehungsweise, du gestaltest eine Beziehung ganz anders als ich.
00:32:07: Michael Merfort: Das kommt wieder den Jugendlichen zugute.
00:32:10: Michael Merfort: in Extremsituationen kann sich das widersprechen.
00:32:15: Ursina Salzgeber: Aber da denke ich eben, in meiner Erfahrung ist das ja auch genau diese Gratwanderung, die, also ich hatte ja auch herausfordernde Situationen, die sich aber meines Erachtens wirklich auch, so hat sich das im Nachhinein herausgestellt, gut
00:32:34: Ursina Salzgeber: haben lösen lassen, indem, dass ich halt eben mutig war und dass ich etwas ausprobiert habe und gedacht habe, okay, jetzt, ich mache das jetzt, weil ich das, also ich kann das auch pädagogisch begründen, aber ich mache das und ich muss eben nicht zuerst fragen, du, darf ich jetzt das?
00:32:50: Ursina Salzgeber: Sondern, nein, ich muss jetzt, ich handle jetzt so, weil es eben manchmal, und das sind dann eben diese wenigen Prozent, wo man eben sofort handeln muss und dann macht man es eben.
00:33:01: Ursina Salzgeber: Und ich glaube, wenn man da
00:33:03: Ursina Salzgeber: mutig ist.
00:33:06: Ursina Salzgeber: Also für mich zahlt sich das bisher aus.
00:33:10: Tim Tausendfreund: Ich glaube, vielleicht, um jetzt nochmal zurückzukommen und das zusammenzufassen in den Gesamtblick.
00:33:16: Tim Tausendfreund: Das, wo die Persönlichkeit mit eigentlich einer Sicherheit aus dem Studium kommt, um solche Situationen durchdenken zu können, auf der einen Seite und auf der anderen Seite ist so etwas wie ein Team, was darin einen stützt, Teil, mit dem man auch
00:33:31: Tim Tausendfreund: gemeinsam etwas bewegen kann und das Team ist nicht nur die Pädagogen, sondern auch mit Jugendlichen und letztendlich das, was ihr beschreibt, ist eigentlich ein zentrales Element, zumindest wenn ich euch zuhöre, taucht das bei mir immer wieder auf, ist eigentlich, dass der Co-Produktion, also dass man gemeinsam, Co-Produktion hört sich auch schon wieder so technisch an, aber man macht eine Partizipation, hast du vorhin gesagt, es kommt eigentlich darauf an.
00:33:56: Tim Tausendfreund: dass man etwas zusammen macht, wo beide einen Teil haben, das mitzugestalten.
00:33:59: Tim Tausendfreund: Und das muss eigentlich, und das ist das, was du, Ursina, am Anfang auch beschrieben hast, es muss harmonieren mit diesem Konzept von der Einrichtung.
00:34:08: Tim Tausendfreund: Es hat Momente, die man nicht in Worte fassen kann.
00:34:10: Tim Tausendfreund: Also das ist das, was du auch Intuition genannt hast, die aber dann eigentlich wieder zusammengefasst werden, dadurch, dass man darüber nachdenkt, dass man sich darüber austauscht.
00:34:20: Tim Tausendfreund: Und vielleicht war das für Hörende auch faszinierend und interessant.
00:34:23: Tim Tausendfreund: Wer neugierig ist, wir haben in den Shownotes
00:34:26: Tim Tausendfreund: haben wir euch was noch mitgebracht als Beispiele dafür, wie man sich das vorstellen kann.
00:34:31: Tim Tausendfreund: Ein Beispiel für die flexible Einzelfallbetreuung, beziehungsweise für diese Offenheit, die ich filmisch sehr gut aufbereitet finde, auch wenn es da nicht flexible Einzelfallbetreuung heißt, ist aus dem Film Systemsprenger.
00:34:44: Tim Tausendfreund: Da gibt es einen, Misha, der die Jugendliche, die im Zentrum steht,
00:34:48: Tim Tausendfreund: von diesem Film begleitet und auch eine Offenheit hat, ähnlich was du beschrieben hast, Michi, er nimmt sie auch mit in die Lüneburger Heide, in ein privates Umfeld und auch da gibt es eben diese persönlichen Herausforderungen, wo auch er wieder an seine Grenzen kommt und dieses Spiel mit Grenzen von Angeboten, die wir haben, Grenzen, die Jugendliche haben, Grenzen, die wir selber haben, vielleicht habt ihr was darüber gelernt, vielleicht war es auch einfach spannend zuzuhören.
00:35:12: Tim Tausendfreund: In diesem Sinne möchte ich das Schlusswort euch beiden nochmal geben.
00:35:17: Tim Tausendfreund: dass ihr nochmal ein letztes Wort habt und dann verabschieden wir uns.
00:35:21: Tim Tausendfreund: Michi.
00:35:24: Michael Merfort: Ja, für mich war das schon spannend.
00:35:26: Michael Merfort: Das war jetzt zum ersten Mal, dass ich mich darüber so ausgelassen habe.
00:35:30: Michael Merfort: Ich denke, einiges ist zum Tragen gekommen, anderes wird mir morgen einfallen.
00:35:36: Michael Merfort: Ich bin da so ein bisschen immer wieder so gesetzt, aber das kann ich ja dann vielleicht das nächste Mal im Grunde tun.
00:35:42: Michael Merfort: Also auf jeden Fall fand ich das ganz gewinnbringend und interessant.
00:35:47: Tim Tausendfreund: Dank dir.
00:35:48: Ursina Salzgeber: Ja, und ich finde es wirklich immer wieder spannend, wie ich so merke, wenn ich Michi zuhöre, das war auch im Praktikum schon so, da könnte ich stundenlang zuhören, wenn der Geschichten auspackt.
00:35:59: Ursina Salzgeber: Und das ist schon so, ich denke eben auch, da spürt man oder merkt man, was so ein alter Hase ist in diesem Geschäft, sage ich jetzt mal.
00:36:08: Ursina Salzgeber: Also ich konnte enorm viel von dir profitieren und ich fand das jetzt auch ein wirklich spannendes Gespräch.
00:36:16: Ursina Salzgeber: Danke Michi, danke Tim.
00:36:18: Tim Tausendfreund: Und danke euch beiden, das war sehr wertvoll.
00:36:20: Tim Tausendfreund: Ich wünsche alles Gute und freue mich auf viele Abenteuer, Geschichten und Anrufe aus Hamburg darüber, wie die Flex weitergeht und was ihr so alles treibt.
00:36:30: Michael Merfort: Ja, du kriegst Bescheid.
00:36:32: Tim Tausendfreund: Sehr gut.
00:36:36: Tim Tausendfreund: So, das war's aus Hamburg.
00:36:37: Tim Tausendfreund: Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt zu dieser Episode, dann schreibt eine Mail an kommunikation.sozialearbeit@zhaw.ch
00:36:46: Tim Tausendfreund: Aufgenommen wurde das Ganze diesmal in der Wellenschmiede in Hamburg.
00:36:50: Tim Tausendfreund: Schnitte und Redaktionen stammen von meinen Zürcher Kolleginnen, Menno Labruyère und Regula Freuler.
00:36:55: Tim Tausendfreund: Und dem Ganzen den letzten Schliff gegeben hat, wie immer, unser genialer Sounddesigner Lukas Fretz.
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